Wie Chinesen die Schweiz sehen: Berge, Seen, Züge, Schokolade und Fondue. Eine Studie analysiert Urlaubsfotos in den wichtigsten sozialen Netzwerken Chinas

Die Welttourismusorganisation schätzt, dass bis im Jahr 2020 100 Millionen chinesische Touristen die Welt bereisen, während eine Umfrage ergeben hat, dass 80% der jungen Chinesinnen und Chinesen im Alter von 20 bis 45 Jahren von der Schweiz als Reiseziel träumen. Eine grosse Chance also für die Schweizer Tourismusbranche, diesich zunehmend neuen Märkten öffnen möchte. Doch wie sehen uns die Chinesen? Warum besuchen sie unser Land und was genau suchen sie?

Eine Studie der Università della Svizzera italiana, durchgeführt von Tu Hu, Nadzeya Kalbaska und Lorenzo Cantoni (Direktor von webatelier.net und Professor im Masterstudiengang International Tourism der USI www.mt.usi.ch), untersucht erstmals die Vorlieben chinesischer Gäste in der Schweiz. Sie stützt sich auf Bilder, die chinesische Touristen auf Sina Weibo, dem populärsten sozialen Netzwerk Chinas, veröffentlicht haben(http://t.sina.com.cn).

Die Wissenschaftler haben 468 Bilder analysiert, die zwischen Juli 2011 und Juni 2012 publiziert und mit den Schlüsselwörtern „Schweiz“ und „Reise“ (auf Chinesisch) versehen worden sind. Die Ergebnisse widerspiegeln das klassische Ansichtskarten-Image der Schweiz: Die am häufigsten geteilten Bilder zeigen Naturschönheiten (Berge 18% und Seen 11%), kleine Dörfer und historische Städte (8%), Züge (9%) Schokolade und Käse (9%). Ein fast perfektes Abbild der verschiedenen, von der Schweizer Tourismusbranche durchgeführten Werbekampagnen, deren Inhalte auch von 22% der untersuchten Bilder aufgegriffen werden. Abgesehen von einigen Überraschungen, wie der geringen Zahl von Uhrenbildern und der Beliebtheit von Schwanenporträts,  weist die Studie auf zwei Motive hin, die interessanterweise kaum vorkommen: Zum einen das Shopping, das wohl auch aus kulturellen Gründen von nur 5% der Touristen fotografisch verewigt wurde, und zum anderen Unterhaltungs- und Sport-Events, die lediglich auf 4% aller in den Netzwerken geteilten Fotos vorkommen. Ausserdem wurden die Unterkünfte der chinesischen Gäste praktisch gar nicht abgebildet. Deshalb kommen die Wissenschaftler zum Schluss, dass das aktuelle Image der Schweiz auf dem chinesischen Markt zwar gut, aber verbesserungsfähig ist.

Reise und Fotografie sind seit langem eng miteinander verbunden. Die Studie zeigt jedoch, dass diese Form von „User-Generated Content“, der immer schneller und auf bestimmte Orte bezogen unter Reisenden geteilt wird, eine neue wichtige Informationsquelle für die Tourismusbranche darstellt, da in Echtzeit für die Konzipierung von Werbekampagnen nützliche Daten gewonnenen werden können.

Die gesamte Studie ist unter folgender Adresse abrufbar: http://www.webatelier.net/swiss-images

Weitere Informationen über den Masterstudiengang International Tourism der USI finden Sie hier: www.mt.usi.ch